Systeme & Multikrisen

Warum deine Organisation genau das produziert, was du vermeiden willst.

von Thomas Krings

Systeme produzieren nach ihren inneren Mustern – nicht nach deinen Absichten.

Wenn du verstehen willst, warum dein Unternehmen immer wieder dieselben Ergebnisse produziert, musst du die Systemlogik dahinter erkennen. Systeme reagieren nicht auf Ziele, sondern auf Muster – und diese Muster bestimmen, was möglich ist.

Wenn du ehrlich auf dein Unternehmen schaust, siehst du ein Muster: Bestimmte Probleme tauchen immer wieder auf, obwohl du längst darüber gesprochen, Prozesse angepasst oder Führungskräfte ausgetauscht hast. Auf den ersten Blick wirkt es, als würden Menschen nicht „richtig mitziehen“. In Wahrheit zeigt sich hier etwas anderes: Die unsichtbare Struktur deines Systems ist stärker als deine sichtbaren Maßnahmen.

Du kannst motivieren, reden, planen, Meetings einberufen, Erwartungen setzen, Strategien schreiben und Ziele definieren – aber wenn die Systemlogik etwas anderes will, setzt sie sich durch. Jedes Mal.

Und genau deshalb passieren Dinge, die du nicht willst: Konflikte entstehen, obwohl du Harmonie willst. Teams blockieren sich, obwohl du Zusammenarbeit willst. Mitarbeiter warten ab, obwohl du Verantwortung willst. Führungskräfte vermeiden Entscheidungen, obwohl du Klarheit willst.

Das liegt nicht an deiner Kommunikation. Es liegt nicht an deiner Führung. Es liegt nicht an „den richtigen Menschen“. Es liegt daran, dass dein System eine eigene Wahrheit hat – und die ist stärker als du.

Wenn du verstehen willst, wie solche Logiken entstehen, findest du die Grundlage dazu in: Systeme & Multikrisen verstehen – Grundpfeiler 2 .

Systemlogik statt Absicht: Warum Systeme ihrer eigenen Logik folgen

Unternehmer machen oft einen entscheidenden Denkfehler: Sie glauben, dass Systeme durch Absicht geführt werden.

Aber Systeme interessieren sich nicht für deine Absicht. Systeme interessieren sich für:

– bestehende Muster
– Energieflüsse
– Machtverhältnisse
– unausgesprochene Regeln
– historische Prägungen
– informelle Strukturen

Genau diese Logik entscheidet, was dein Unternehmen hervorbringt.

Mit anderen Worten: Dein Unternehmen erfüllt nicht deine Ziele. Es erfüllt seine Muster.

Warum du Ergebnisse bekommst, die du nie bestellt hast

Hier ist der Kern: Jedes System schützt seine eigene Stabilität. Egal, wie viel Veränderung du willst.

Wenn du Klarheit willst, aber dein System Chaos gewohnt ist, produziert es Chaos.
Wenn du Eigenverantwortung willst, aber das System Abhängigkeit belohnt, entsteht Abhängigkeit.
Wenn du Wirkung willst, aber das System Silos stabilisiert, entstehen Silos.
Wenn du Tempo willst, aber das System Konflikte vermeidet, entsteht Verlangsamung.

Du siehst:
Systeme erzeugen nicht das, was du willst. Systeme erzeugen das, wofür sie gebaut wurden.

Der gefährlichste blinde Fleck: Die unsichtbaren Spielregeln

Jede Organisation hat zwei Regelwerke:

1. Die offiziellen Regeln
– Stellenbeschreibungen
– Prozesshandbücher
– Organigramme
– Leitbilder
– Strategien
– Werte

Alles sichtbar. Alles rational. Alles schön.

2. Die inoffiziellen Regeln
– Wer wirklich entscheidet
– Wer blockiert
– Wer schützt wen
– Welche Fehler erlaubt sind
– Wofür es Belohnung gibt
– Was tabu ist
– Wer Einfluss hat, ohne im Organigramm aufzutauchen

Und jetzt die brutale Wahrheit:
Die inoffiziellen Regeln gewinnen immer.

Wenn du nicht weißt, was die inoffiziellen Regeln sind, arbeitest du gegen eine unsichtbare Macht, die stärker ist als jede Strategie.

Warum du Konflikte hast, obwohl du Harmonie willst

Unternehmer sagen oft: „Ich verstehe nicht, warum die sich schon wieder streiten.“

Die Antwort ist einfach:
Konflikte sind kein Fehler. Konflikte sind Systemkommunikation.

Systeme nutzen Konflikte als Druckablass, als Positionsverschiebung, als Vertuschung – oder als Schutzmechanismus, wenn Veränderung droht.

Wenn ein System Angst hat, destabilisiert zu werden, produziert es Konflikte – nicht, weil Menschen sich hassen, sondern weil das System Stabilität sichern will.

Deine Organisation tut also nichts „falsch“. Sie schützt sich. Vor dir. Und vor Veränderung.

Warum gute Ideen scheitern – und schlechte sich durchsetzen

Ein System bewertet Ideen nicht nach Qualität, sondern nach Risiko, Machtverschiebung, Stabilitätsgefahr, energetischem Aufwand und Passung zu bisherigen Mustern.

Deshalb scheitern gute Ideen oft sofort: Sie bedrohen bestehende Strukturen.

Schlechte Ideen setzen sich oft durch: Sie erhalten das System stabil.

Das System entscheidet nicht nach Logik. Es entscheidet nach Selbsterhaltung.

Warum du nicht bekommst, was du willst – sondern was du tolerierst

Unternehmer denken, sie würden gestalten. In Wahrheit gestalten sie nur das, was sie bewusst oder unbewusst zulassen.

Wenn du Konflikte duldest, bekommst du Konflikte. Wenn du Unklarheit duldest, bekommst du Unklarheit. Wenn du Inkompetenz duldest, bekommst du Inkompetenz. Wenn du Vermeidung duldest, bekommst du Vermeidung.

Systeme produzieren immer das, was sie dürfen – nicht das, was du willst.

Die Wahrheit, die dir niemand sagt: Systeme gehorchen nicht – sie reagieren

Ein Unternehmen ist kein Apparat, der tut, was du sagst. Ein Unternehmen ist ein Organismus, der das tut, was seine Muster vorgeben.

Wenn du Ergebnisse verhindern willst, die sich ständig wiederholen, musst du das System verändern – nicht die Menschen.

Und dafür brauchst du kein mehr an Führung – du brauchst ein mehr an Durchblick.

Du bist nicht das Problem – aber ohne dich ändert sich nichts

Du bist nicht schuld daran, dass dein System produziert, was es produziert. Aber du bist der einzige Mensch, der die Systemlogik durchbrechen kann.

Nicht indem du Druck machst. Nicht indem du motivierst. Nicht indem du Pläne schreibst. Sondern indem du erkennst, wie das System wirklich funktioniert.

Wenn du wissen willst, warum dein Unternehmen tut, was es tut – und wie du die Logik dahinter durchbrichst, lass uns sprechen.